Gartentypen
Paradiesgärten
Sie entstammen der Heian- und Kamakura-Zeit (794-1333) und verkörpern den Stil des “Reinen Landes”. Dabei handelt es sich um riesige Teichgärten mit heiligen Inseln. Man erkundet sie am besten mit dem Boot. Die wichtigste Insel in diesen Teichen ist Tokoyo und bedeutet ewiges Land. Starb jemand, dann glaubte man, dass er sich auf den Weg ins ewige Land begab. Tokoyo entsprang dem buddhistischen Glauben und stellt einen fernen Ort draußen im Meer dar, geheimnisvoll, frei von Unglück und Tod. Im 6. Jahrhundert wandelte sich das “ewige Land” zum “Land der Weisen”, wo niemand alt wird und stirbt. Der Kranich galt als Götterbote des Landes. Auf den Inseln der Seligen wuchsen der Sage nach Bäume, deren Früchte das Leben verlängerten, die Insekten der Inseln hatten wunderwirkende Kraft. Tokoyo ist ein Reich, wo unsterbliche Wesen wohnten, ausgestattet mit übernatürlichen Gaben. Das Anlegen eines Paradiesgartens ist ein Versuch, ein irdisches Paradies zu schaffen, wo Menschen ästhetischen Bestrebungen nachgehen können.
Info
Teichgarten 1

Teichgarten 2

Bildquellen:
[Teiji Itoh, Die Gärten Japans]

Teichgarten 1: Garten des Sambo-in-Tempels in Kyoto.

[Günter Nitschke, Japanische Gärten]
Teichgarten 2: Garten des Sambo-in-Tempels in Kyoto.
Zen-Garten (Trockenlandschaftsgarten)
Der Zen-Garten sucht von der Natur alles Unwesentliche abzustreifen und den übernatürlichen Lebenssinn zu entdecken. “Kare sansui” ist der Ausdruck für diesen Gartentyp und bedeutet wörtlich “verdorrte Steine und Wasser”. Zen-Gärten basieren auf dem Zen-Glauben: auch auf kleinstem Raum sind “welthaltige” Mikrokosmen möglich. Mikrokosmen bedeuten den Gipfel einer langen gartenkünstlerischen Tradition. Sie wurden kreiert, um zur Betrachtung der Welt und des Wesens des Lebens anzuregen. Sie symbolisieren das ganze Universum. Die Steine können als sinnbildlich für den Rahmen der kosmischen Ordnung, der Kies als sinnbildlich für die grausame Vergänglichkeit der Welt gesehen werden. Weil es in den Zen-Gärten um solche Wahrheiten ging, spielte die Größe des Gartens keine Rolle: auf kleinstem Raum ließ sich ebenso aussagekräftig arbeiten wie auf einem ausgedehnten Stück Land. Der Gestalter wie auch der Betrachter projiziert seine Phantasie in die Komposition der Steine und Arrangements. Sie wollen aus sitzender, ruhender Stellung betrachtet werden. Trockenlandschaftsgärten entstanden in der Muromachi-Zeit (1333-1568). Geprägt wurden diese Gärten durch Steinkaskaden und Stein-Arrangements, die Wasserfläche wurde durch weißen Kies ersetzt. Der Kare-sansui-Garten wirkt abstrakt, schlicht und streng. Er spricht den modernen Menschen an.
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Trockenlandschaftsgarten

Ryoan-ji

Bildquellen:
[Günter Nitschke, Japanische Gärten]

Trockenlandschaftsgarten: Der Tempelgarten des Manshu-in in Kyoto.
Ryoan-ji: Stein- und Sandgarten des Ryoan-ji-Tempels in Kyoto.
Teegarten
Der Teegarten entstand in Zusammenhang mit der Teezeremonie während des Zen-Buddhismus. Der Garten ist so angelegt, dass er die Gäste über Trittsteine zum Tee-Pavillon führt. Daher heißt er auch roji (“Weg” oder “Gartenpfad”), ausgestattet mit einem Wasserbecken (tsukubai) zur rituellen Hand- und Mundreinigung vor und nach der Teezeremonie. Das Wesentliche ist die Wirkung, die er auf den Menschen ausübt, der den Gartenpfad entlanggeht, das Aufeinanderfolgen schöner Eindrücke z. B. Trittsteine, Steinlaternen. Er soll eine zur Teezeremonie passende Einstimmung schaffen. Besonders schön wirkt er auch bei Nacht im flackernden Kerzenschein der Steinlaternen, die auch mit elektrischem Licht betrieben werden können. Der ganze Garten verwandelt sich dann in eine fantastische Welt fern aller Alltagsrealität.
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Teegarten

Bildquelle:
[Günter Nitschke, Japanische Gärten]

Teegarten: Roji, der rustikale Teegarten im Fushin-an in Kyoto.
Wandelgärten
Die Wandelgärten entstanden in der Edo-Zeit (1615-1868), deren eigentlicher Ursprung der Teegarten ist. Sie wurden zum Flanieren, zum Durchschreiten angelegt und erschließen sich erst im Gehen. Man kann um den stets vorhandenen Teich oder See herumgehen, Aussichten öffnen sich und verschwinden wieder. Sie stecken voller Spannung und Überraschungen: Man biegt um eine Ecke und plötzlich bietet sich ein herrlicher Ausblick über einen Teich oder auf einen rotblättrigen Ahorn. Die Gehrichtung ist nicht vorgeschrieben, jedoch sind die Wandelgärten darauf angelegt, in einer bestimmten Abfolge erlebt zu werden. Sie zeichnen sich durch große gestalterische Freiheit aus.
Binnengärten
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Binnengarten 1

Binnengarten 2

Bildquellen:
[Günter Nitschke, Japanische Gärten]

Binnengarten 1: Kleiner Binnengarten in einem gewöhnlichen Stadthaus in Kyoto.

[Teiji Itoh, Die Gärten Japans]
Binnengarten 2: Binnengarten der Residenz Sono (Präfektur Ishakawa).
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